„Die Krankheit ist zu erkennen;
Die Ursachen der Krankheit sind aufzugeben.
Der Zustand des Glücks ist zu erreichen;
und die Medizin ist zu nehmen.

 

Ebenso sind die Leiden zu erkennen,
die Ursachen aufzugeben,
deren Beendigung zu verwirklichen
und der Pfad anzuwenden.

(Maitreya, Mahayanauttaratantra-shastra;
Zitat aus: Dalai Lama, Die Grundlagen des Buddhismus – die Harvard-Vorlesungen, S. 25)


Die vier edlen Wahrheiten sind eines der Kernthemen des Buddhismus und wurden vom Buddha unter anderem während seiner ersten Lehrrede erklärt.

Die erste Wahrheit bezieht sich auf das Thema des "Leidens", wobei das hinter diesem Begriff stehende Sanskrit-Wort dukkha sich nicht nur auf unangenehme Zustände bezieht sondern auch auf solche, die letztlich unbefriedigend und für Leiden anfällig sind. Zuerst einmal ist offensichtlich, dass unser Leben mit vielen vordergründigen Schwierigkeiten verbunden ist. Wir bemühen uns, Dinge zu erreichen, aber sind nicht immer dabei erfolgreich. Wir möchten jung und gesund bleiben, aber dennoch altern wir und müssen schließlich sterben. Natürlich gibt es auch angenehme Situationen aber diese gehen zuende ohne dass wir vollständige Erfüllung gefunden haben. Und egal wie ausgeglichen wir auch sein mögen - wir sind nicht dauerhaft vor zukünftigen Problemen und Unannehmlichkeiten sicher. Dieses Thema hat viele Berührungspunkte mit der philosophischen Tradition des Existenzialismus.

Aus buddhistischer Sicht stellt sich nun die Frage, woher diese Schwierigkeiten kommen also nach den eigentlichen Ursprüngen. Falls sie unabänderlich wären oder auf Ursachen beruhen würden, die wir nicht beeinflussen können, würde es keinen Sinn ergeben, weiter darüber nachzudenken. Doch unsere Schwierigkeiten haben vor allem innere Ursachen und an diesen können wir allmählich etwas ändern. Die Hauptursache liegt nicht in äußeren Ereignissen, sondern darin, wie wir uns selbst und andere erleben und wie wir daraufhin auf äußere Situationen reagieren.

Wenn unsere Schwierigkeiten vor allem innere Ursachen haben, dann ist es möglich, etwas daran zu ändern und dadurch eine Beendigung dies jetzigen, nicht vollständig erfüllenden Zustands zu erreichen. Unser Bewusstsein hat ein großes Entwicklungspotenzial, welches wir entfalten können, wenn wir bereit sind kontinuierlich an uns zu arbeiten. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Frage ein, wie wir selbst und alles was wir erleben, existiert. Aus buddhistischer Sicht unterläuft uns hier ein ständiger Irrtum. Wenn wir aber lernen, diesen Irrtum zu durchschauen und die Dinge nach und nach so zu erkennen, wie sie tatsächlich sind, dann werden sich unsere Sichtweisen, Emotionen und Reaktionen verändern und dadurch werden wir nach und nach in der Lage sein, mit allem, was geschieht konstruktiver umzugehen.

Daraus ergeben sich die wahren Pfade - also die buddhistischen Methoden, um unbefriedigende Zustände zu beenden und tiefgreifenderes Glück zu erreichen. Im Buddhismus gibt es sehr viele solcher Methoden. Zentral sind hierbei vor allem drei: Ethik - sowohl im Verhalten als auch der inneren Einstellung, die Entwicklung von Konzentration und die Entwicklung einer Weisheit mit welcher man die eigentliche Existenzweise von sich selbst und allen Phänomenen korrekt versteht.

 

Siehe auch: Kurze Einführung in die Vier Edlen Wahrheiten (14. Dalai Lama, übersetzt von Dr. Alexander Berzin)
sowie What the Buddha Taught (in englischer Sprache; auch als Buch erhältlich) von Walpola Rahula